Über Ostern wollte ich einfach zu viel. Nach dem ich bei einer ersten Ausfahrt mit dem Rennrad noch schlau genug war nach 10 km umzukehren. Hatte ich am folgenden Tag weniger Disziplin. Nach einer Ausfahrt über knapp 80 km hat es mich dann auch erwischt. Ich hab mir eine böse Erkältung eingefangen. Nachdem ich vorher bei Wochenumfängen von gut 15 Stunden Training angekommen war konnte ich zwei Wochen fast nichts machen. Anschliessend war das Wetter wirklich bescheiden.
Ich habe mir dem entsprechend die Entscheidung den Zürich Marathon zu laufen bis zuletzt aufgeschoben und nicht leicht gemacht. Am 17. April – dem letzten Tag der Anmeldefrist habe ich mich dann schliesslich beim Zürich Marathon angemeldet. Es sollte mein erster Marathon nach drei Jahren werden (insgesamt mein 8. Marathon).
Nun bin ich seit meinem Lauf Reboot im Dezember etwa 520 km gelaufen. Von Mitte Februar bis Ende März habe ich den Umfang meines langen Laufes langsam auf 30 km steigern können. Kein Tempotraining. Und zwei Wochen Trainingspause wegen Krankheit. Wie geht man also in so einen Marathon? Da ich meine bisherigen 7 Marathonläufe alle unter 4 Stunden gelaufen bin, wollte ich auch im achten Lauf gern unter dieser Marke bleiben. Ich wollte versuchen das Tempo meines letzten langen Laufes – etwa 5:40 min/Kilometer so lange wie möglich halten.
Kurz vor dem Start des Marathons in Zürich setzte bei 4 Grad Hagel ein. Es war nicht sehr gemütlich. Den ersten Kilometer lief ich in 5:12. Ich bin etwas erschrocken, konnte aber nicht langsamer laufen, denn ich hatte schon so das Gefühl der langsamste zu sein. Jeder Marathonläufer kennt den Herdentrieb am Start. So ging es bis Kilometer 10 im Schnitt von 5:14. Das Tempo fühlte sich nicht schlecht an, also verabschiedete ich mich von meinem Plan und wollte nun nach Gefühl laufen. Den Warmhaltepullover aus Flies, den ich eigentlich beim Start ablegen wollte, trug ich bis Kilometer 17. Auch dann zog ich ihn nur aus weil er mit Wasser vollgesaugt war. Bei Kilometer 20 schloss ich zum Tempomacher für die 3:45:00 und einer grosse Gruppe von Läufern auf und überholte sie. Dann musste ich mich bei Kilometer 25 im Gebüsch erleichtern und der Tempomacher war wieder ausser Sichtweite. Ich nahm mir vor wieder aufzuschliessen. Mit einer Pace von 5:00 min/km gelang mir das auf den nächsten Kilometern. Ich fühlte mich gut, also ging ich wieder vorbei. Ich hing mich an eine junge hübsche Dame vom Teamrun und folgte ihr ein paar Minuten. Bei Kilometer 28 nahm ich ein Gel. Bei Kilometer 30 ging es mir immer noch hervorragend. Ab jetzt war ich in dem Bereich, den ich seit über drei Jahren nicht mehr betreten hatte. Auch bei Kilometer 35 konnte ich den 5:00er Schnitt halten. Ich konnte es kaum glauben, aber ich hatte keine Schmerzen in der Hüfte und auch keine Krämpfe. Eine Zielzeit beginnend mit einer drei war beschlossene Sache. Ich begann zu rechnen und kam zu dem Schluss, dass auch eine drei an zweiter Stelle (3:3X:XX) möglich war, wenn ich mich nur ein wenig „beeilte“. Also begann ich ab Kilometer 35 zu beschleunigen. Die letzte Kilometer konnte ich tatsächlich progressiv laufen (5:00, 4:59, 4:56, 4:51, 4:46, 4:40, 4:37). Das gab es noch nie bei mir. Plötzlich war ich im Ziel. Ganz ohne Krämpfe und Schmerzen. Das war wahrscheinlich mein entspanntester Marathonzieleinlauf.
Der Zürichmarathon wertet die Zwischenzeiten in Viertelmarathonzeiten aus. Wie ich hinterher bestätigen konnte bin ich tatsächlich in jedem Viertelmarathon schneller geworden (56:19, 55:30, 54:51, 52:25).
Ich kann wieder Marathon. Laufprobe bestanden!